Eine fast vollständige Versteifung des Gelenks bezeichnet man auch
als verklebende Kapselentzündung oder Frozen shoulder.
Die Gelenkkapsel hilft, das Gelenk zu bewegen und zu stabilisieren. Außerdem ist sie für die passive Beweglichkeit des Schultergelenks verantwortlich. Wird das Schultergelenk ruhiggestellt, etwa nach einer Verletzung, kann es zu einer Verkürzung der Gelenkkapsel und damit zu einer Einschränkung der Beweglichkeit mit Schultersteife kommen.
Wie kommt es zur Frozen Shoulder?
Das Schultergelenk besteht aus der Schulterpfanne und dem Oberarmkopf. Beide sind über Sehnen und Bänder miteinander verbunden. Zusätzlich gibt es wie an allen Gelenken eine Gelenkkapsel, die bei anliegendem Arm weiter ist als bei abgespreiztem Arm. Diese kann sich primär, d.h. ohne erkennbare Ursache („idiopathisch“), in Folge eines Unfalls (posttraumatisch) oder nach einer Operation (postoperativ) entzünden, was einen typischen Dauerschmerz verursacht. Durch die Entzündung schrumpft die Gelenkkapsel, sodass sich die Beweglichkeit im Schultergelenk verringert.
Wie ist der Verlauf der primären Schultersteife?
Die Erkrankung verläuft in 3 Phasen (Stadien). Im ersten Stadium beklagen die Patienten Schmerzen, im Verlauf kommt eine zunehmende Einsteifung im Schultergelenk hinzu. Im zweiten Stadium besteht eine weitestgehende Schmerzfreiheit bei gleichzeitiger maximaler Einsteifung des Gelenkes. Im dritten Stadium, kommt es zu einer spontanen Wiederherstellung der Beweglichkeit, sodass schließlich die meisten Patienten auch ohne jegliche Intervention wieder eine schmerzfreie und frei bewegliche Schulter haben. Allerdings dauert der genannte dreiphasige Verlauf zwischen zwei und drei Jahren.
Typische Symptome der Frozen Shoulder
Das Hauptsymptom ist der Schmerz, dieser wird häufig im Bereich der seitlichen Schulter am Übergang zum Oberarm angegeben. Der Schmerz besteht außer bei Bewegung v.a. auch in Ruhe und nachts.
Im Verlauf gesellt sich dann eine Bewegungseinschränkung hinzu, die zunächst vom Patienten häufig nicht bemerkt wird, später aber dann maximal ausgeprägt ist. Wie oben beschrieben, ist das Krankheitsbild langwierig, hat aber ein Selbstheilungspotential.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Diagnose wird in aller Regel aus der Krankheitsgeschichte und der klinischen Untersuchung des Schultergelenks gestellt. Die Kernspintomographie kann ggf. vorhandene begleitende Pathologien zeigen, in fortgeschrittenen Stadien zeigt sich auch häufig die Kapselentzündung.
Wie wird die Frozen Shoulder konservativ behandelt?
Typischerweise berichten die Patienten, dass die klassischen entzündungs- und schmerzhemmenden Medikamente zu keiner Schmerzverbesserung führen. Im ersten (schmerzhaften) Stadium hilft am besten Cortison gegen den Schmerz und die Entzündung, welches entweder als Tablette in absteigender Dosierung für 20 Tage eingenommen werden kann oder zwischen 3 und 5 mal im Wochenrhythmus direkt in das Schultergelenk gespritzt wird.
Die physiotherapeutische Behandlung kann in den ersten beiden Stadien allenfalls die umliegenden Strukturen behandeln, eine durchgreifende Verbesserung des Bewegungsumfangs ist aber in aller Regel nicht zu erwarten. Im dritten Stadium, in dem die Beweglichkeit sich spontan wieder bessert, kann sie den Prozess der Wiederherstellung der freien Schultergelenksbeweglichkeit beschleunigen und unterstützen.
Wie wird die Frozen Shoulder operativ behandelt?
Grundsätzlich muss die Schultersteife nicht operativ behandelt werden, da es eine spontane Selbstheilung gibt (nach bis zu 2-3 Jahren). Sie sollte auf keinen Fall im entzündlichen schmerzhaften Stadium operiert werden. Da sich die Erkrankung aber über einen langen Zeitraum hinzieht, fragen viele Patienten nach Alternativen zum Abwarten des Spontanverlaufs. Für diese Patienten besteht in der Phase der maximalen Einsteifung bei gleichzeitiger weitestgehender Schmerzfreiheit die Möglichkeit einer arthroskopischen Gelenkmobilisierung (sog. Arthrolyse). Hierbei wird die geschrumpfte Gelenkkapsel arthroskopisch gelöst. Um in den ersten Tagen nach der Operation die Physiotherapie möglichst schmerzarm durchführen zu können, erhalten die Patienten in aller Regel zur Operation einen Schmerzkatheter.
Nachbehandlung der Frozen Shoulder
Entscheidend für den Erfolg der Operation ist die frühzeitige und intensive physiotherapeutische Behandlung unter strenger Beachtung der Schmerzgrenze, um das Gelenk nicht erneut zu reizen. In den ersten Wochen nach der Operation sollte die Behandlung 4 Mal in der Woche, später 3 Mal in der Woche erfolgen. Zusätzlich sollten Eigenübungen durchgeführt werden.
Der Arm darf schmerzabhängig im Alltag eingesetzt werden. Bedarfsweise sollten anfangs begleitend ggf. noch schmerz- und entzündungshemmende Medikamente eingenommen werden. Die Kühlung der Schulter ist als zusätzliche Schmerztherapie hilfreich.
Rückkehr zum Sport
Die Rückkehr zum Sport erfolgt schmerz- und bewegungsabhängig. Insgesamt dauert die Nachbehandlung 4-6 Monate. Joggen ist in aller Regel nach ca. 6 Wochen sinnvoll möglich, schulterbelastende Sportarten erst bei vollständiger Schmerzfreiheit unter und nach Belastung.